OBOD Summer-Gathering 2017 in Glastonbury

Als im Frühjahr 2017 die Einladung zum Summer Gathering bei

den Kursunterlagen dabei war, fühlte ich sofort den inneren Impuls „da musst du

hin“. Ich zeigte meinen Mann die Einladung und er meinte er fährt mich hin und

schenkt es mir zum Hochzeitstag, ich müsse nur Karten, Fährtickets und

Campingplatz organisieren. Gesagt, getan!

Wir waren voller Freude dass wir zwei von zweihundert Karten

ergattert hatten, und überglücklich dass wir zwei von hundert Leuten in

Stonehenge sein durften.

 

1. Juni, Donnerstag Abend, die Reise beginnt.

Bereits zum dritten Mal in drei Jahren geht es mit unserem

Bus nach England. Nach fast 1500 km kommen wir Freitag gegen Mittag in

Glastonbury am Isle of Avalon Campsite an, und durften uns einen Platz in der

OBOD Area aussuchen.

 

2. Juni, Freitag.

Den Rest des Tages verbrachten wir gemütlich. Erst mal

schlafen und am Abend durch die Stadt bummeln und etwas essen. Eigentlich

wollten wir noch rauf auf den Tor, da ein Trommelevent angesagt war, aber es

regnete und war sehr ungemütlich. Außerdem hätten wir unsere Djemben

raufschleppen müssen, die uns ohnehin schon leid taten hinsichtlich des

Wetters. Wir beschlossen, uns erst mal richtig auszuschlafen.

 

3. Juni, Samstag.

Um 10 Uhr war die erste Zusammenkunft in der Town Hall. Ich

staunte wie ein kleines Kind, so viele Gleichgesinnte auf einen Haufen! Ich war

irgendwie total ehrfürchtig, andererseits spürte ich ein starkes Gefühl der

Zugehörigkeit, ich war geflasht!

Nach der Begrüßung der einzelnen „Länder“ die anwesend waren

(und es gibt wirklich Druiden mit Cowboystiefel und Cowboyhut aus Texas), und

dem Schaffen eines heiligen Raums, wurden die Barden, Ovaten und Druiden

getrennt, und jede Gruppe durfte für das Ritual am Tor etwas vorbereiten.

 

Da wir ca. 90 Barden waren, wurden wir auch noch mal in 4

Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe einer Himmelsrichtung zugewiesen. Unsere

Arbeitsgruppe bestand aus ca. 20 Leuten, wir waren der Westen – Element Wasser.

Um 13 Uhr war die Zusammenkunft zu Ende, und wir gingen erst

mal Mittagessen und danach ein wenig bummeln.

 

Bereits um halb vier trafen wir uns am Fuße des Tors,

zwischen Red Spring (Chalice Well) und White Spring. In einer Prozession

pilgerten wir gemeinsam auf den Tor. Oben angekommen wurde ein großer Kreis

gebildet und das Ritual vorbereitet. Jeder durfte sein Wasser (entweder von zu

Hause, oder aus einer der beiden Quellen) in den großen Kessel gießen.

 Das Ritual selbst ehrte im Speziellen das Wasser. Es wurde dargestellt, welchen Wert und welche Bedeutung es in den verschiedenen Religionen (und über Epochen) hat, und es wurde ein Meditationsgedanke in die Köpfe der Anwesenden gepflanzt: Ein Tropfen Wasser, ein Mensch nimmt ihn auf (besteht selbst zu über 70% aus Wasser), und scheidet auch wieder Wasser aus, wo fließt es hin? Wasser verdunstet, fällt vom Himmel, ist im Bach, ist im Tau. Theoretisch könnte jeder Tropfen Wasser, bereits in jedem Menschen gewesen sein, und uns so miteinander verbinden… Also kein Wunder, dass es bei diesem Ritual zu regnen anfing.

Was ich auch sehr schnell gelernt habe ist, dass ein Ritual

keineswegs ernst und mit strenger Miene abgehalten werden muss. Es darf

durchaus gelacht werden, und manche Dinge mit Humor genommen werden. (Wenn die

strahlende Sonne angerufen wird bei verdecktem Himmel – „I know you are here!“)

Das Ritual dauerte etwa eine Stunde, danach war wieder

bummeln und essen angesagt.

 

Abends ab 18:45 war feiern in der Town Hall angesagt. Barden

gaben auf der Bühne ihr Bestes und es spielten ausgezeichnete Musiker. Wir

lernten, unter anderen, Bianca und Björn von der Bärenwald Seed-Group aus

Deutschland kennen, und wollten eigentlich gar nicht schlafen gehen. Doch wir

wären morgens um 4:15 nicht abfahrbereit gewesen.

 

4. Juni, Sonntag.

4:15 am Parkplatz vor der Abbey, war Treffpunkt für

diejenigen, die Karten für Stonehenge hatten. Das Ritual sollte bei

Sonnenaufgang stattfinden, und so fuhren wir los. Wir fuhren extra, und nicht

mit den Bussen, da wir nachher noch nach Avebury wollten.

Das erste Mal hab ich Stonehenge vor 3 Jahren besucht, aber

aus „sicherer“ Entfernung und mit jeder Menge anderer Touristen. Dennoch habe

ich damals schon die Kraft und die Ausstrahlung dieses Platzes gespürt. Die

Majestätik dieser stillen geduldigen Zeitzeugen, die uns so viel erzählen

können, wenn man nur genau hinhört.

Und ich bin überzeugt davon, dass es im tiefsten Inneren

jeder spürt, warum pilgern solche Massen nach Stonehenge?

Dieses Mal war es anders. Bei Sonnenaufgang. Der Tau glitzerte

in der Wiese. Es war so ruhig. Und sie erwarteten uns, die mächtigen Steine.

Ich hatte eine Gänsehaut, dass ich Angst hatte meine Haut würde sich vom

Fleisch lösen.

Das Ritual begann damit, dass wir außerhalb des Steinkreises

in Kreisen, die vier Himmelsrichtungen anriefen und ehrten. Erst danach zogen

wir von Osten in das Innere des Steinkreises. Das Sommerritual dauerte ca. eine

Stunde, und eine weitere hatten wir zur Verfügung, um Stonehenge genauer unter

die Lupe zu nehmen. Im Inneren des Kreises spürt man die geballte Kraft, die

ausgeht vom Ort selbst und von den Steinen. Wir wurden mit einem Augenzwinkern

dazu angehalten die Steine NICHT zu berühren. Das wurde auch – mehr oder

weniger – von zwei Security Leuten überwacht.

Ich bin dankbar dafür, eine von wenigen gewesen sein zu

dürfen, die beim Ritual in Stonehenge dabei waren!

Da wir bereits in der Grafschaft Wiltshire unterwegs waren,

beschlossen wir – vorbei am Silbury Hill – weiter nach Avebury zu fahren. Der

weltweit größte Steinkreis, in dem sogar ein Dorf Platz findet. Auch hier war

ich das erste Mal 2014, und ich hatte ihn noch genauso wundervoll in

Erinnerung. Hier ist man fast alleine, man möchte fast sagen ein Geheimtipp,

denn auch der Eintritt ist frei. Lediglich fürs Parken zahlt man 7 Pfund, außer

man besitzt einen Heritage Ausweis.

Hier lassen sich ein paar gemütliche Stunden verbringen. Man

kann bei einem meditativen Spaziergang von Stein zu Stein die Seele baumeln

lassen. Wer schon mal in Avebury war, der kennt sicher die vier wundervollen

Buchen. Mein Mann und ich haben hier ein kleines Naturritual abgehalten, mit

Sansula und Gesang, räuchern und ein paar Gaben fürs Erdvolk. Natürlich haben

auch wir ein Bändchen hier gelassen.

Zurück in Glastonbury haben wir nach dem Mittagessen ein

kleines Schläfchen gebraucht, bevor wir bis Mitternacht die Stadt unsicher

gemacht haben. Sperrstunde ist in den meisten Lokalen bereits um 23 Uhr. Eines

hatte noch offen bis Mitternacht, King Arthurs.

 

5. Juni, Montag.

Der heutige Tag gehörte uns zur freien Verfügung, wir hatten

dennoch einiges vor.

Nach dem ausgiebigen „English Breakfast“, das es in

Glastonbury auch vegetarisch gibt, kam es zu einer sehr sonderbaren Begegnung.

Ein Australier klopfte Michl auf die Schulter und sagte er habe ein Foto von

ihm. Er blätterte sein Handy durch und zeigte es ihm. Er hat ihn vor zwei

Jahren hier in Glastonbury fotografiert. Was für ein „Zufall(?)“. Dieser

glaubte jedoch Michl lebt in Glastonbury. Na der hat schön geschaut, als er

erfuhr, dass auch wir hier nur zu Besuch, und von Österreich sind.

 

Unser erstes Ziel war Chalice Well, die rote Quelle, oder

auch die Gralsquelle. Laut einer Sage soll hier Josef von Arimathea (der Onkel

von Jesus) den Christuskelch ausgewaschen haben, daraufhin färbte sich die

Quelle rot. Tatsächlich hat das Wasser einen hohen Eisenwert, Eisen färbt auch

unser Blut rot. Wir spazierten meditativ durch den wunderschönen Garten.

Tranken das heilkräftige Wasser, und füllten es in Flaschen, für unsere Rituale

zu Hause. Danach füllten wir noch Wasser von der White Spring (der weißen

Quelle) ab, und machten uns auf dem Weg zum Tor. An diesem Tag war es sehr sehr

windig, und wir mussten echt gegen die Böen ankämpfen. Michl spielte oben mit

dem Windhorn und ich sang Mutter Erde ein Lied dazu. Es war sehr kraftvoll, vor

allem weil es der Wind mit raus trug.

Als wir kurze Zeit danach wieder nach unten gingen, hatte

auch die White Spring geöffnet und wir sahen uns im Kerzenlicht darin um. Wer

mag kann hier im kalten Becken baden, aber wir waren bereits vom Wind

durchgefroren. Michl spielte in dieser wundervollen Grotte mit seinem Windhorn,

und ich sang im Winkel der Göttin ein Lied für sie.

Da an diesem Nachmittag noch Zeit blieb, beschlossen wir,

der Abbey auch noch einen Besuch abzustatten. Das erste Mal haben wir sie 2015

besucht, aber dieses Mal wollten wir einfach nur wirken lassen. Und siehe da, der

Mönch war uns doch bekannt! Den hatten wir gestern in seiner Alltagskleidung im

Pub kennen gelernt. Auch er erkannte uns wieder, und so bekamen wir eine

kostenlose Führung durch die Abbey.

In dieser Abbey ist auch das Grab von König Artus und seiner

Guinevere, sowie ein Ableger des Weißdorns, der aus dem Stab des Josef von

Arimathea entsprang. Dieser Weißdorn blüht zweimal im Jahr, und die Queen lässt

sich jedes Jahr zu Weihnachten eine Blüte von ihm bringen.

 

Danach war außer dem Abendessen nur mehr shopping angesagt.

Mit vollen Tüten und überglücklich und vollgepackt innerlich mit den prägenden

Erlebnissen der letzten Tage, schliefen wir die letzte Nacht am Isle of Avalon

Caravan Park. Denn am nächsten Tag sollte es wieder fast 1500 km in ca. 19

Stunden nach Hause gehen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Bianca Wertheimer (Donnerstag, 31 August 2017 15:08)

    Es war wunderbar euch kennen zu lernen! Wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen!

    ...
    /I\